Babys sind Traglinge, es ist ihr ureigenes Bedürfnis getragen zu werden. Tragen spendet Nähe, Wärme, Sicherheit, Liebe und Schutz. Tragen fördert zudem die Hüftreifung und das Urvertrauen. Wenn Sie ein Baby auf dem Arm halten, nimmt es automatisch die Anhock-Spreizhaltung ein und rundet seinen Rücken. So passt es optimal auf die Hüfte des Tragenden. Die Tragehaltung eines Babys ist seine natürliche, ergonomische und physiologische Haltung. Ein getragenes Baby schreit weniger und leidet weniger an Koliken. Tragen verschafft dem Träger Freiheit, um sich z.B. um die größeren Geschwister zu kümmern, den Haushalt zu machen oder auch Sport zu treiben. Das Baby im Tragetuch oder in der Tragehilfe tragen entlastet und schützt den Beckenboden.
Was sollte beim Tragen beachtet werden?
Kinder mit Blick nach vorne tragen? Bitte nicht!
Häufig begegnen uns Fotos und Werbebilder, auf denen das Baby mit dem Blick nach vorne getragen wird. Dies ist nicht empfehlenswert!
Das Baby oder Kind kann sich den Reizen der Umwelt nicht entziehen. Es kann sich nicht durch Blickkontakt beim Träger rückversichern, dass alles in Ordnung ist. Die Beine hängen hinunter, der Rücken wird unnatürlich ins Hohlkreuz gedrückt. Beides entspricht nicht der physiologischen Haltung von Babys und Kleinkindern. Jungen sitzen dabei zudem auf ihren Hoden und Mädchen auf dem Schambein.
Wenn Sie das Gefühl haben, ihr Baby möchte beim Tragen mehr sehen, dann tragen sie es lieber auf der Hüfte oder auf dem Rücken. Vom Rücken aus kann Ihr Kind Ihnen prima über die Schulter gucken und sieht so dasselbe wie Sie, kann sich aber bei Bedarf an Sie kuscheln. In der Trage und im Tuch sollte das Kind vor dem Bauch immer so hoch getragen werden, dass der Träger ohne Probleme das Köpfchen küssen kann. Das schont den Beckenboden und den Rücken.
Die Anhock-Spreiz-Haltung
Bei der Anhock-Spreiz-Haltung hat das Kind seine Knie knapp unter dem Bauchnabel und die Beine sind in einem Winkel von ~ 90° geöffnet. So kann der Rücken sich runden.
Welche Tragesysteme gibt es?
Tragetücher
Ein gewebtes Tragetuch (aus 100% Baumwolle oder Mischgewebe wie Leinen, Bambus, Seide oder Wolle) ist optimal und reicht meist für die gesamte Tragzeit. Es gibt unzählige Varianten des Bindens, das Kind kann vor dem Bauch, auf der Hüfte und auf dem Rücken getragen werden.
Elastische Tücher sind für Frühchen und Neugeborene eine Alternative, allerdings halten sie schon ab ca. 5 kg Babygewicht nicht mehr so gut und müssen oft nachgestrafft werden.
Eine Variante des Tragetuchs ist der Ring-Sling. Es handelt sich dabei um ein kurzes Tragetuch mit Ringen. Das Tuchende wird durch spezielle Ringe gezogen und festgezogen. Das Kind kann damit auf der Hüfte, vor dem Bauch und auf dem Rücken getragen werden.
Tragehilfen als Alternative oder Ergänzung zum Tragetuch
Das Rückenpanel sollte immer aus Tragetuchstoff sein. Außerdem sollten der Steg und das Rückenteil in der Länge verstellbar sein. So kann das Kind einen gerundeten Rücken und die Anhock-Spreizhaltung einnehmen. Für Neugeborene sollten die Schultergurte nicht am Rückenpanel befestigt sein, sondern am Hüftgurt. So kann der Babyrücken gerundet bleiben und wird nicht in eine unnatürlich gerade Haltung gedrückt. Eine gute Trage ermöglicht es NICHT das Kind mit dem Blick nach vorne zu tragen.
Folgende Tragehilfen sind empfehlenswert:
MeiTai:
Sowohl die Schultergurte als auch der Hüftgurt sind zum Binden.
Halfbuckle:
Im Gegensatz zum MeiTai wird der Hüftgurt mit einer Schnalle geschlossen. Die Schultergurte werden auch beim Halfbuckle gebunden.
Fullbuckle:
Schultergurte und Hüftgurt werden jeweils mit Schnallen geschlossen.
Onbuhimo:
Eine Trage aus Tragetuchstoff, sie besitzt keinen Hüftgurt und ist eine reine Rückentrage für ältere (Klein-)Kinder.
Eine Trageberatung ist wichtig
Um herauszufinden, welche Bindeweise oder Tragehilfe zu einem passt, sollte eine Trageberatung in Anspruch genommen werden. Hier können die verschiedenen Tücher und Bindeweisen ausprobiert und gelernt werden. Auch Tragehilfen werden erklärt und können zusammen mit dem eigenem Baby getestet werden. Um eine Trageberaterin in Ihrer Nähe zu finden, können Sie unter anderem hier nachsehen: www.tragenetzwerk.de
Tragen im Winter:
Sie und Ihr Baby müssen beim Tragen im Winter nicht frieren.
Tragejacke:
Eine spezielle Jacke, fürs Tragen gemacht. Je nach Modell können Einsätze zum Babytragen vor dem Bauch, auf der Hüfte oder dem Rücken eingezippt werden. Bei einigen Jacken ist auch Tandemtragen (Das Tragen von 2 Kindern gleichzeitig) möglich. Unter der Jacke brauchen Sie Ihrem Kind nur eine Mütze und ein zusätzliches Paar Socken oder Babyschühchen anziehen.
Tragecover:
Sie tragen ihre Jacke (offen), das Baby vor dem Bauch und ziehen ein warmes und wasserfestes Cover über Ihr Baby. Je nach Cover und Wetter kann es nötig sein, dass Sie Ihrem Baby mehr anziehen müssen. Zum Tragen eignen sich am besten Wollwalk- oder Fleeceanzüge. Schneeanzüge sind eher ungeeignet, da die wärmende Luftschicht durch Tuch oder Trage zusammen gedrückt wird und das Kind nicht mehr richtig warm gehalten werden kann. Auch lässt sich ein Kind im Schneeanzug schlecht ins das Tragetuch einbinden.
Jackeneinsatz:
Damit erweitern Sie Ihre normale Jacke zu einer Tragejacke. Für fast alle Jackenlängen gibt es passende Einsätze. So wird aus Ihrer Jacke schnell eine Tragejacke. Ob Sie Ihrem Baby zusätzlich einen Fleece- oder Wollwalkanzug anziehen müssen, hängt vom Einsatz ab.
Übrigens:
Im Auto gehört Ihr Baby oder Kind in einen passenden Kindersitz. Die Benutzung eines Tragetuchs oder einer Tragehilfe im Auto ist verboten! Ebenso darf auch beim Fahrradfahren nicht getragen werden.