Kindersicherheit im Auto

1. Alles, was Sie über Babyschalen wissen müssen
2. Vorwärts oder rückwärts – eine Frage der Sicherheit
3. Wann darf ein Kind in einen Folgesitz der Gruppe 2/3?

1. Alles, was Sie über Babyschalen wissen müssen

Aus dem sicheren Bauch in die Babyschale

Die Babyschale ist der erste Kindersitz im Leben Ihres Kindes und es werden noch mindestens zwei weitere Sitze folgen. Heutzutage sind Sie als werdende Eltern oft erschlagen von der riesigen Auswahl an Babyschalen. Auch wenn Sie sich vorab im Internet darüber informieren, welche Babyschalen es gibt, können Sie nur subjektiv entscheiden.

Die optimale Babyschale für Ihr Kind

Um herauszufinden, welche Babyschale optimal zu Ihrem Kind passt und ob sie auch gut im Auto steht, ist ein Gang zum Fachhändler unumgänglich.
Babys benötigen von der ersten Fahrt an eine geeignete Babyschale. Im Idealfall kaufen Sie diese erst nach der Geburt Ihres Kindes, damit der Sitz optimal zu Ihrem Baby passt. Sprechen Sie zu diesem Thema gerne Ihren Fachhändler an – gegebenenfalls besteht die Möglichkeit, für die ersten Tage nach der Geburt eine Babyschale zu mieten.

Neben dem Einbau einer klassischen rückwärtsgerichteten Babyschale besteht die Möglichkeit, quer zur Fahrtrichtung stehende Babywannen im Auto zu installieren.
Ihre Babyschale ist für den Transport im Auto konzipiert und nicht als Kinderwagenersatz gedacht, da Ihr Kind in vielen Babyschalen in einer aufrechten Position sitzt und bei (zu) langen Fahrten die kindliche Wirbelsäule Schaden nehmen könnte. Ausnahmen bieten Babyschalen mit Liegefunktion. Denken Sie bei längeren Fahrten immer daran, genügend Pausen mit Ihrem Kind einzulegen.

Quellen und weiterführende Informationen finden Sie hier:

ECE R oder I-Size? Zulassungen von Babyschalen

Derzeit gibt es drei gültige Zulassungsnormen, nach denen Ihre Babyschale zugelassen sein kann. Zum einen existieren die älteren Zulassungen ECE R 44/03 und ECE R 44/04, nach denen Kindersitze in Gewichtsgruppen gegliedert sind: Babyschalen sind nach ECE R dabei entweder in die seltenere Gruppe 0 (0-10 kg) oder die gängigere Gruppe 0+ (0-13 kg) eingruppiert.
Einige wenige Babyschalen sind bereits nach der neuen UN R 129 Norm (besser bekannt unter dem Namen i-Size) zugelassen, die nach der Größe des Kinders ausgelegt ist, einen besseren Seitenaufprallschutz bietet und Eltern verpflichtet, Ihr Kind bis mindestens 15 Monate rückwärts im Isofixsystem zu transportieren.

Isofix oder Gurt?

Isofix ist ein einfach und sicher zu bedienendes Befestigungssystem für Kindersitze im Auto, bei dem eine starre Verbindung zwischen Karosserie und Kindersitz hergestellt wird.

60% aller Kindersitze sind falsch im Auto installiert. Ob Sie die Einbauvariante mit dem Sicherheitsgurt Ihres Autos oder das Isofixsystem bevorzugen, ist – bei einer korrekten Installation – sicherheitstechnisch irrelevant. Der Einbau mit der Isofixverankerung in ihrem Auto minimiert lediglich Einbaufehler. Oftmals ist Isofix allerdings komfortabler und bequemer als die gegurtete Variante. Bei der Befestigung mit dem Sicherheitsgurt ist darauf zu achten, dass Beckengurt und Schultergurt nicht verwechselt werden.

Unabhängig von der Einbauvariante darf eine Babyschale niemals auf Fahrzeugsitzen mit aktivem Frontairbag stehen!

Babyschalen verfügen über einen Überrollbügel, der als solcher zu benutzen ist. In den meisten Fällen fungiert der Tragegriff der Schale als Überrollbügel, weswegen unbedingt darauf zu achten ist, dass sich dieser während der Fahrt in der korrekten Position befindet. Bitte lesen Sie unbedingt ausführlich und genau die Bedienungsanleitung Ihrer eigenen Babyschale, um Ihr Kind bestmöglich zu sichern.

3-Punkt-Gurt oder 5-Punkt-Gurt?

Nach neusten Erkenntnissen ist es nicht sicherheitsrelevant, ob eine Babyschale über einen 3-Punkt (auch Y-Gurt) oder einen 5-Punkt-Gurt verfügt.

Wie Sie Ihr Kind korrekt anschnallen

Ebenso wichtig wie die Installation des Sitzes im Auto ist das korrekte Anschnallen des Kindes in der Babyschale. Die Schultergurte sollten immer dicht am Hals und auf Schulterniveau verlaufen. Die Gurte dürfen nie von oberhalb der Schultern kommen, da es bei einem Unfall zum Herausrutschen des gesamten Oberkörpers kommen kann.
Bei einer Babyschale mit 5-Punkt-Gurt wird zunächst der Beckengurt vorgestrafft und im Anschluss erst der Gurt festgezogen. Dieser muss so gestrafft sein, dass man ihn mit zwei Fingern nicht mehr greifen kann.

Links Gurte zu locker rechts Gurte okay

Links: Gurte am Becken zu locker. Rechts: Gurte fest angezogen.

  • Bitte lockern Sie die Gurte bei jedem Abschnallen Ihres Kindes!
  • Denken Sie daran, die Kopfstütze der Babyschale an die Größe Ihres Kindes anzupassen und überprüfen Sie regelmäßig, ob sie noch korrekt eingestellt ist.
Babyschale Kopfstütze zu niedrig zu hoch

Links: Kopfstütze zu niedrig. Rechts: Kopfstütze zu hoch.

  • Je nach Größe Ihres Kindes und Babyschale können Keilkissen und Sitzverkleinerer verwendet werden. Entfernen Sie diese unter Bezugnahme auf die Angaben des Kindersitzherstellers, wenn Ihr Kind mit dem Sitzverkleinerer nicht mehr optimal sitzt.
  • Wenn Sie eine Isofixstation mit Stützfuß in Ihrem Auto verwenden möchten, vergewissern Sie sich vorab über eventuelle Bodenfächer (Staufächer) im Fußraum, die sich meist unter der Fußmatte verstecken. Diese Bodenfächer sind häufig mit einem Kunststoffdeckel ausgestattet, der im Falle eines Crashs der punktuellen Belastung des Stützfußes nicht standhalten würde und brechen könnte. Teilweise gibt es Originalfüllstücke vom Autohersteller oder es besteht die Möglichkeit, den Stützfuß vor oder hinter dem Staufach enden zu lassen. Beachten Sie dazu unbedingt das Handbuch zu Ihrem Auto.

Wann ist eine Babyschale zu klein?

Die Babyschale ist zu klein, wenn
– der Kopf Ihres Kindes an den Schalenrand herankommt,
– die Gurte bei höchster Einstellung der Kopfstütze unterhalb der Schultern verlaufen oder
– das zulässige Gewicht erreicht ist.

Die Füße und Beine Ihres Kindes dürfen über die Schale hinausragen, angewinkelt sein und an der Rückenlehne des Fahrzeugsitzes anlehnen. Anstelle einer Babyschale können Sie auch einen Reboarder, der ab Geburt zugelassen ist oder einen sogenannten Pseudoreboarder für Ihr Baby nutzen.

Alle Eltern sollten die Bedienungsanleitung des Sitzes sorgfältig lesen, sich den Einbau in einem Fachgeschäft zeigen lassen und den Sitz korrekt installieren. Denken Sie im Winter außerdem daran, dass keine dicke Kleidung im Kindersitz getragen werden sollte.

Winterkleidung Babyschale Gurtlose

Links (vorher): Das Kind wird mit Schneeanzug angeschnallt. Rechts (nachher): Wenn Sie den Schneeanzug ausziehen und das Kind ohne Winterkleidung mit der vorherigen Gurtanpassung anschnallen, können Sie erkennen, dass der Abstand der Gurte zum Körper viel zu groß ist. Ihr Kind läuft so Gefahr, bei einem Unfall aus den Gurten geschleudert zu werden.

2. Vorwärts oder rückwärts – eine Frage der Sicherheit

Wächst das Kind aus der Babyschale, so stellt sich die Frage nach einem geeigneten Folgesitz.

Prinzipiell stehen 3 Varianten zur Verfügung:
– ein vorwärtsgerichteter Sitz mit internem 5-Punkt-Gurt (ab 9 kg),
– ein vorwärtsgerichteter Sitz mit Fangkörper (ab 9 kg) oder
– ein rückwärtsgerichteter Sitz (Reboarder ab 0 kg oder 9 kg)

Warum Reboarder deutlich sicherer sind als vorwärtsgerichtete Kindersitze

rückwärtsgerichtete Kindersitze sind sichererBetrachtet man die Biomechanik eines Kleinkindes, so ist die Hals- und Nackenmuskulatur nur schwach entwickelt. Das Gewicht des Kopfes beträgt bis zu 25% des gesamten Körpergewichtes.

Bei einem Frontalunfall, der bei 59% aller Verkehrsunfälle zu schweren oder tödlichen Verletzungen führt, wird der Kopf eines Kindes bei der Nutzung eines vorwärtsgerichteten Sitzes mit enormer Kraft nach vorne geschleudert. Auf den Nacken und Hals wirken Kräfte von circa 1800 N bis 3000 N bei einem Frontalcrash mit 56 km/h. Ab einer Grenze von 1220 N muss bei einem 1,5 jährigen Kind von schweren Verletzungen wie z.B. einem Genickbruch ausgegangen werden. In einem Reboarder wird das Kind über die gesamte Rückenfläche gleichmäßig in den Sitz gedrückt, und es treten Hals- und Nackenbelastungen von nur circa 500 N auf.

Reboarder in Deutschland

In Skandinavien sind Reboarder weiter verbreitet als in Mitteleuropa. In Schweden zeigt die Unfallstatistik beispielsweise weniger verletzte Kinder als in Deutschland.

I-Size: Mindestens 15 Monate rückwärts
Mit der Einführung der neuen I-Size-Zulassung wurde das Ziel verfolgt, Kinder länger – mindestens bis zu einem Alter von 15 Monaten – rückwärts zu transportieren. Laut Unfallforschern ist allerdings ein rückwärtsgerichtetes Fahren bis zum 4. Geburtstag empfehlenswert.

Eine Kindersitzberatung ist sinnvoll
Zu beachten ist, dass der Reboarder zu Kind und Auto passen muss. Oftmals wird beklagt, dass ein Reboarder sehr viel Platz im Auto einnimmt. Hierzu sollten Sie wissen, dass auch ein vorwärtsgerichteter Kindersitz einen Mindestabstand zwischen Kind und Vordersitz von 55 cm fordert. Im Reboarder hat das Kind meist einen guten Ausblick durch Heck- und Seitenscheibe, und seine Beine können abgestützt werden. Der Einbau eines Reboarders kann durch die Nutzung von Isofix erleichtert werden. Ist dies nicht vorhanden, stehen viele gegurtete Sitze zur Verfügung. Wenngleich der Einbau mit Gurt gegebenenfalls kompliziert wirkt, sollten Sie diesen nicht scheuen. Es überwiegen die Sicherheitsvorteile.

Bedienungsanleitung und Typenliste sollten immer sorgfältig gelesen werden. Mittlerweile ist die Auswahl an Reboardern größer geworden und es findet sich für jedes Auto und jedes Kind ein optimal passender Kindersitz.

Deutschlandweit finden sich Fachhändler, die Sie vor dem Kauf eines Reboarders beraten können. Dort kann Ihr Kind in unterschiedlichen Kindersitzen zur Probe sitzen. Im Fachhandel ist es außerdem möglich, dass Sie den Reboarder testweise in Ihr eigenes Auto einbauen (lassen). So erkennen Sie sofort, ob der Kindersitz auch zu und in Ihr Fahrzeug passt.

3. Wann darf ein Kind in einen Folgesitz der Gruppe 2/3?

Die deutsche Gesetzgebung verpflichtet Eltern, Kinder bis zu einem Alter von 12 Jahren oder einer Körpergröße von 150 cm in einem geeigneten Kinderrückhaltesystem zu transportieren. Doch was bedeutet das genau? Dass man nach der Babyschale (Gruppe 0+) einen geeigneten Kindersitz (Gruppe 1) braucht, ist den meisten Eltern und Großeltern klar. Genervt vom komplizierten Ein- und Ausbau des Kindersitzes steigen viele Eltern auf eine Sitzerhöhung ohne Rückenlehne um. Diese sind leicht, preisgünstig und einfach zu benutzen. Allerdings sie sind auch ein Sicherheitsrisiko!

Kindersitz oder Sitzerhöhung?

Eine Sitzerhöhung bietet Ihrem Kind keinerlei Seitenschutz, was das Risiko, bei einem Unfall verletzt zu werden, deutlich erhöht. Außerdem verfügen Sitzerhöhungen nicht über Gurtführungen, weswegen die Strangulationsgefahr und die Wahrscheinlichkeit für einen ungünstigen Gurtverlauf stark steigen. Schläft das Kind während der Fahrt ein, besteht außerdem die Gefahr, dass es seitlich aus den Gurten rutscht oder seinen Kopf am Türrahmen ablegt. Viele Erhöhungen verfügen außerdem über keinerlei Beckengurtführungen und können so unter dem Po des Kindes nach vorne rutschen. Die optimale Lösung für ältere Kinder ab 4 Jahre ist ein vollwertiger Kindersitz mit Rückenlehne.

Wann ist die Zeit für den Wechsel aus dem Kindersitz der Gruppe 1 oder 1/2 in einen Folgesitz der Gruppe 2/3 gekommen?

Die wichtigsten Faktoren für einen Wechsel sind das Alter, die Größe und das Gewicht des Kindes. Maßgeblich ist außerdem die geistige Reife des Kindes. Ihr Kind sollte mindestens 4 Jahre alt und damit physiologisch in der Lage sein, in Fahrtrichtung zu fahren. Sein Gewicht muss mindestens 15 kg betragen und das Kind muss groß genug für den Folgesitz sein. Außerdem sollte es in der Lage sein, ruhig angelehnt sitzen zu bleiben und sich während der Fahrt nicht nach vorn zu beugen oder zu zappeln.

Eltern sollten die Bedienungsanleitung des Sitzes sorgfältig lesen, sich den Einbau in einem Fachgeschäft zeigen lassen und den Sitz immer korrekt im Fahrzeug installieren. Die vorgesehenen Gurtführungen müssen benutzt werden und auf eine korrekte Einstellung der Rückenlehne geachtet werden. Auch bei älteren Kindern sollten sie überprüfen, ob Becken- und Schultergurt straff am Körper anliegen. Bedenken Sie, dass im Winter keine dicke Kleidung im Kindersitz getragen werden sollte. Wenn Sie sich für einen Folgesitz ohne ISOFIX entschieden haben, denken Sie zu Ihrer Sicherheit daran, dass dieser bei Fahrten, in denen kein Kind darin sitzt, ebenfalls angeschnallt werden muss.

Wiegt das Kind über 36 kg, hat aber die erforderlichen 150 cm oder ein Alter von 12 Jahren noch nicht erreicht, so kann und muss dieser Kindersitz weiter verwendet werden, da es sich nur um eine Prüfangabe handelt.